„All retailing is local!“ - diesen Merksatz hören Studenten mit schöner Regelmäßigkeit bis zum heuti-gen Tage, obwohl doch ein Blick in den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung (oder in den Modeteil einer Frauenzeitschrift) zeigt, daß dies nicht mehr die ganze Wahrheit sein kann. Nein, wie andere Wirtschaftszweige vor ihm ist der Einzelhandel heute von unübersehbaren Tendenzen zur Internatio-nalisierung erfaßt. Das muß auch Auswirkungen auf die räumlich-dingliche Gestalt des Einzelhandels in unseren Städten haben. Aber welche? Die geographische Handelsforschung ist nicht gut beraten, wenn sie in dieser Frage ungeprüft den vulgären Standpunkt der Publikumspresse übernimmt, wonach die Großen immer die Kleinen fressen, lokale Einzelhändler keine Chance gegen das internationale Kapital haben und unendliche Ödnis sich deshalb in Europas Geschäftsstraßen ausbreitet. Nichts davon ist empirisch belegt, nichts davon folgt zwingend aus der Theorie. Im Gegenteil: Die anhaltende akademische Debatte über das Verhältnis von Globalisierung und Lokalisierung hat erge-ben, daß Internationalisierung mindestens ebenso gut zur Differenzierung wie zur Homogenisierung von Lokalitäten führen kann. Hier setzt das Buch mit seiner vergleichenden Untersuchung an. Theoretische Reflektionen und empirische Befunde aus drei europäischen Metropolen überlagern sich zu einem vielschichtigen Bild lokaler Einzelhandelslandschaften in Zeiten der Internationalisierung und führen zu einer verblüffenden Erkenntnis: Die geographische Han-delsforschung muß geographischer werden - viel geographischer! Frank Schröder ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Technischen Universität München und promovierte dort 1999 bei Prof. Günter Heinritz mit der hier vorgestellten Arbeit.
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